Grundkenntnisse: Schrittmotoren: Schrittmotortreiber, Zwei- und Dreiachsenmaschinen: Referenzfahrt,
                               Maschinensteuerung BES/S4: Maschinentastatur BES/M25, Fräs- und Graviersoftware BESgrav

Grundkenntnisse

In diesem Kapitel werden kurz die Grundlagen erläutert, die nötig sind, um die beim Umbau vorgenommen Arbeitsschritte zu verstehen.

Schrittmotoren

Ein Schrittmotor arbeitet grundsätzlich nach dem Prinzip eines Synchronmotors, bei dem der Rotor einem magnetischen Drehfeld im Stator folgt. Der Rotor ist dabei der an der Achse befestigte Teil, der von den Stator-Spulen umgeben ist. Im Gegensatz zu einem Wechselstromsynchronmotor werden beim Schrittmotor aber die Spulen durch getaktete Spannungen versorgt. So ist es möglich, den Motor um einen Schritt oder ein Vielfaches davon drehen zu lassen und dies in beide Richtungen.


Abbildung: Vereinfachtes Prinzip Schrittmotor (unipolar) - Quelle: Der Schrittmotor - Back (2003) S. 2

In Abbildung 11 ist der Aufbau der Stator-Zangen und eines zweipoligen Rotors gezeigt. Der abgebildete Schrittmotor ist ein Permanentmagnetschrittmotor, also mit dauermagnetischem Rotor. Die Statorzangen sind unipolar aufgebaut. Hierbei werden die vier Statorpole von den beiden Spulen mit Mittelanzapfung ummagnetisiert. Hierfür wird die Versorgungsspannung von der einen Spulenhälfte zur anderen umgeschaltet, wobei die Mittelanzapfung auf Massepotenzial liegt. So wird der Rotorpol also jeweils von einem Statorpol angezogen. Es ergeben sich 4 Schritte pro Umdrehung.
Die im HP-Plotter verbauten Schrittmotoren sind allerdings bipolar angesteuerte Motoren. Bei diesen hat die Spule keine Mittelanzapfung. Hier wird die Spule jeweils umgepolt, um einen Schritt weiter zu drehen.


Abbildung: Vereinfachtes Prinzip Schrittmotor (bipolar) - Quelle: Der Schrittmotor - Back (2003) S. 11

Die in der Abbildung gezeigte Bezeichnung der vier Anschlüsse ist allerdings unüblich. In der Regel werden sie mit A und /A beziehungsweise B und /B für die beiden Spulen gekennzeichnet. Im Gegensatz zum Permanentmagnetschrittmotor ist der Rotor beim Reluktanzschrittmotor aus einem gezahnten Eisenkern gefertigt. Hier wird jeweils ein Zahn von einem Zahn des ebenfalls gezahnten Stators angezogen. Solche Schrittmotoren lassen sich leicht identifizieren, da bei ausgeschaltetem Strom beim Drehen der Achse keine Rastung vorhanden ist. Der mittlerweile gängigste Typ von Schrittmotoren ist der Hybridschrittmotor. Hier besteht der Rotor aus einem Dauermagneten mit zwei jeweils einen halben Schritt zueinander versetzten Zahnkränzen und einem gezahnten Stator. So werden die Vorteile beider Bauarten vereint. Zusätzlich zu den erwähnten Vollschritten ist es ebenfalls möglich, den Rotor durch Abstoßung zwischen den Stator-Spulen zu positionieren. Hierbei wird dann von Halbschrittbetrieb gesprochen. Diese Zwischenschritte lassen sich je nach Treiber immer feiner auflösen. In diesen Fällen wird dann von Viertel-, Achtel-, Sechzehntelschrittbetrieb und so weiter gesprochen. Oft werden die feiner aufgelösten Schritte dann unter dem Begriff Mikroschrittbetrieb zusammengefasst.
Vgl. Schrittmotoren (Einführung) - Matthes (2007) S. 1 - 5

Schrittmotortreiber
Der Schrittmotortreiber ist das Bindeglied zwischen der Steuerung und dem anzusteuernden Schrittmotor. An ihn werden die Spulen des Schrittmotors, die Versorgungsspannung und die von der Steuerung kommenden Signale angeschlossen. Aus der Steuerung kommen hierfür ein Takt- und ein Richtungs- sowie ein Freigabesignal. Der Treiber liefert unter Umständen einen Readystatus zurück.


Abbildung: Beispielschaltplan Motortreiber

Der Takt (clock) ist ein Rechtecksignal, wobei entweder die positiven oder negativen Flanken je einen Schritt bedeuten, welche der Flanken genutzt wird ist abhängig vom verwendeten Motortreiber. Steigt also die Frequenz, so steigt die Anzahl der Schritte pro Sekunde und damit die Drehgeschwindigkeit. Umgekehrt gilt: Sinkt die Anzahl der Flanken, so sinkt die Drehgeschwindigkeit, also die Umpolungen der Spulen. Das Richtungssignal (direction) ist je nach Drehrichtung entweder high oder low. Ändert sich der Pegel, ändert sich die Drehrichtung. Mittels des Freigabesignals (enable) wird dem Motortreiber mitgeteilt, ob der Motor zu bestromen ist. Hier kann im Treiber noch eine Stromabsenkung im Ruhezustand greifen, die den abgegeben Strom senkt, wenn kein Taktsignal, also keine Bewegung, vorliegt. Der Ready-Status meldet an die Steuerung, dass der Treiber bereit ist und keine detektierten Fehler wie Überhitzung, Überstrom, Unter- oder Überspannung vorliegen. Es gibt unter Umständen noch weitere Signale wie zum Beispiel ein Indexsignal. Auf diese wird nicht näher eingegangen, da sie bei der Umrüstung nicht vorhanden sind.
Vgl. Schrittmotoren (Einführung) - Matthes (2007) S. 5 - 27

Zwei- und Dreiachsenmaschinen

Zum Gravieren und für einfache Fräsarbeiten kommen in der Regel Dreiachsenmaschinen zum Einsatz. Diese können das Werkzeug in der X- und Y-Achse gegen das Werkstück oder umgekehrt verfahren. Die dritte Achse, die Z-Achse, bewegt das Werkzeug auf und ab. Ist dies aufgrund eines werkzeuglosen Fertigungsprozesses zum Beispiel bei einfachen Lasern und Wasserstrahlschneidern nicht notwendig, so spricht man von einer Zweiachsenmaschine. Hier wird dann nur an den richtigen Stellen die Werkzeugbearbeitung ein- und ausgeschaltet. Zwar wird bei dem verwendeten Plotter der Stift gehoben und gesenkt, er kann aber nur zwei Positionen einnehmen. Er befindet sich entweder in der Zeichenposition oder nicht. So ist hier ebenfalls keine Z-Achse vorhanden. Demzufolge handelt es sich hier ebenfalls um eine Zweiachsenmaschine.

Referenzfahrt
Wird eine solche Maschine eingeschaltet, so ist die Werkzeugposition der Steuerung nicht bekannt. Sie kennt lediglich die in den Achsen maximal fahrbaren Wege. Um nun eine bestimmte Position anzufahren, ist es notwendig einen der beiden Fahrwegsendpunkte pro Achse anzufahren und dies gemeldet zu bekommen. Dieser Ablauf wird als Referenzfahrt bezeichnet. Hierbei ist der Steuerung bekannt, an welchem Ende des jeweiligen Fahrwegs sich eine Schalter befindet, der das Erreichen meldet. Aufgrund von möglichen Werkzeugbeschädigungen fährt die Z-Achse aus dem Werkstückbereich, also meistens nach oben, in einen Referenzschalter. In den beiden anderen Achsen gibt es meist keinen bestimmten Grund dafür, welches Fahrwegsende mit einem Schalter versehen ist. Aber fast alle Maschinen haben die Referenzschalter für die X-Achse links und für die Y-Achse oben. Daraus folgt, dass das Werkzeug beziehungsweise dessen Halterung sich nach erfolgreicher Referenzfahrt oben links im Arbeitsbereich befindet. Dies ist bei dem HP-Plotter allerdings anders. Auf dessen Referenzfahrt wird unter der Realisierung noch näher eingegangen. Dieser Referenzpunkt entspricht aber nicht dem Nullpunkt, des Arbeitsbereichs. Dieser befindet sich im Normalfall unten links.

Maschinensteuerung BES/S4

Die BES/S4 wurde als kompakte Alternative zur modular aufgebauten BES/C von der BES GmbH entwickelt. Die BES/C steuert je nach Ausbaustufe 2 bis 8 Achsen aus Schritt-, Servo- und SERCOS III - Motoren an. Da dies bei vielen Maschinen nicht benötigt wird und der Platz in den Einbauschächten oft begrenzt ist, wurde die BES/S4 entwickelt.


Abbildung: BES/S4 Ansicht von oben auf Maschinenanschlussfelder

Diese bietet kostengünstiger die Möglichkeit, 4 Schrittmotorachsen oder 8 SERCOS III Achsen anzusprechen, die auch gemischt werden können. Neben den Achsen bietet sie 9 freie Sensor-Eingänge und 12 freie Schaltausgänge und direkte Ausgänge für eine Werkzeugspindel.
Durch das direkte Einstecken der Verbindungen in die Steuerung verursacht sie geringeren Verdrahtungsaufwand, da zum Beispiel die End- und Referenzschalterleitungen direkt in die Steckverbinder eingeschraubt werden können. Die angeschlossen Komponenten können direkt mit den 24V Betriebsspannung versorgt werden. Anpassungen an verschiedene Übersetzungen und Motoren können über ein Konfigurationsprogramm eingestellt und dauerhaft gespeichert werden. Von den so entstehenden Parametersätzen können auch mehrere in der Steuerung gespeichert werden und bei Bedarf oder zu Testzwecken gewechselt, ausgelesen und verändert werden.
Mit ihr können auch direkt Werkzeugwechsler und Antaster betrieben werden. So sind zum Beispiel einfache 3D-Abtastungen möglich. Außerdem ist es möglich den Vorschub und die Spindeldrehzahl während des laufenden Betriebs zu korrigieren.


Abbildung: BES/S4 Ansicht von rechts

Die Kommunikation mit dem PC ist über Netzwerk- oder eine schnelle und störsichere RS-422 Schnittstelle möglich. Die Steuerung selbst verfügt über einen 32-Bit Coldfire Prozessor.
Vgl. Die Maschinensteuerungen BES/C und BES/S4 – Gerdes (2006 - 2013) - http://www.bes-gmbh.de/bes-c.htm

Maschinentastatur BES/M25
Die Maschinensteuerung BES/M25 fungiert als Bedienwerkzeug für die BES/S4 und BES/C.


Abbildung: BES/M25 Draufsicht

Sie dient zum Handverfahren, zur Anzeige der aktuellen Maschinendaten (zum Beispiel Position der Achsen, Vorschub und Spindeldrehzahl) und zum Beeinflussen dieser. Auch können mit ihr Werkstückteile (zum Beispiel bei Werkzeugbruch) wiederholt und die Graviertiefe beeinflusst werden. Dies wird durch Tasten und ein LCD-Display ermöglicht. Über dieses können auch 10 Maschinenfunktionen beeinflusst und angezeigt werden, zum Beispiel eine Absaugung, Kühlmittel und ähnliches. Die Namen der Funktionen werden als Text angezeigt.
Vgl. Die Maschinentastatur BES/M25 – Gerdes (2008-2013) - http://www.bes-gmbh.de/m25.htm

Fräs- und Graviersoftware BESgrav

BESgrav ist eine von der BES GmbH entwickelte Fräs- und Graviersoftware für Microsoft Windows Betriebssysteme. Sie wird seit der Erstveröffentlichung laufend weiterentwickelt, erweitert und aktualisiert.


Abbildung: BESgrav Hauptfenster mit berechnetem 2D-Werkstück

BESgrav wurde komplett neu direkt für das Gravieren und Fräsen entwickelt. Alle Funktionen bis auf einen optionalen 3D-Simulator sind in einem Hauptfenster vereint. Neben den für eine CAD Umgebung wichtigen Funktionen, wie exakte Positionierung und Größe der verschiedenen Elemente, Rastereinblendungen und so weiter, bietet sie viele flexible Möglichkeiten der Schnittstellenanpassung und -beeinflussung, sodass sie direkt mit vielen verschiedenen Maschinen kommunizieren kann.
Zusätzlich zu der direkten Eingabe und Zeichnung von Schriften und Objekten über Maus und/oder Tastatur besteht die Möglichkeit, Formate zu importieren und die Option der Programmierung über klassische Befehle nach DIN 66025. Es können zum Beispiel 2D-Daten über das DXF-Datenformat und 3D-Daten über STL oder VRML importiert werden. Außerdem können auch Bauteilpositionen und Leiterplattenabmessungen von Layout Systemen wie EAGLE übernommen werden, um Fräsarbeiten an Leiterplatten durchzuführen.
Bei der Werkzeugbahnberechnung, in Abbildung 17 die grün gekennzeichneten Bereiche, wird dabei zwischen Geraden und Kreisbögen unterschieden. Es findet keine Annäherung von Kreisbögen durch kleine Geradenstücke statt, was zu einer exakten Wiedergabe der Vorgaben führt.
Es sind mit BESgrav nicht nur 3D-Abtastungen in rechteckigen Bereichen, sondern auch nur in bestimmten Bereichen, die durch beliebige Konturen vorgegeben sind, möglich. So ist bei rotationssymmetrischen Körpern, wie zum Beispiel Felgen, eine schnelle und effiziente Abtastung möglich, es reicht eine Abtastlinie. Besonders hervorzuheben ist bei BESgrav als spezieller Graviersoftware die automatisierte Erstellung und Berechnung von Konturdaten durch die Makrotechnik. Hierdurch können mehrlinige Zeichensätze direkt aus Outline-Schriften erzeugt und Schriften mit geänderten Stegbreiten aus einer Grundschrift erstellt werden. Dies ermöglicht selbst bei seltenen Schriften wie Runen die automatische Erstellung einer mehrlinigen Gravurschrift aus TrueType- oder PostScript- (OpenType) Schriften. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Funktionen, die die Bearbeitung von Zeichnungen oder Werkstücken erleichtern, wie automatische Stegerstellung, Bearbeitungszeitberechnung, 3D-Simulation der Maschinenbearbeitung und viele Sonderfunktionen für Spezialanwendungen.
Vgl. BESgrav die Graviersoftware – Gerdes (1993-2013) - http://www.bes-gmbh.de/besgrav.htm